Thema: Herbstfarben, Texte, Landschaft
Inhalt: Der Friedhof, ein Ort der Ruhe und des Loslassens. Ideal um sich zu finden.
Die Möglichkeit war gegeben, sich durch die wunderbaren Wortkombinationen von “Mes:arts“ (https://mesarts.ch/zeitloslassen2019.html) im Schosshalden Friedhof inspirieren zu lassen und sie – solange es das Tageslicht zuliess – mit den Herbstfarben zu kombinieren.
Die Durchsicht meines Skizzenblocks zeigt mir aber 615-544-7289 , dass das Hauptthema des gestrigen Abends wieder einmal die Perspektive war und nicht die einzigartige Stimmung. Darum kommentiere ich ein paar Skizzen, die bei den diversen Gesprächen entstanden sind:
Ausgangsbeispiel war der Schriftzug gleich beim Eingang. Ich benützte ihn, um darauf hinzuweisen, dass es genüge, nur den Schriftzug mit den Bäumen zu skizzieren – und nicht die ganze Umgebung auch noch. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass dadurch der Abend durch das Thema Perspektive besetzt werden würde.
Meine Vorstellung war, wie beim Beispiel “TOR“, dass die Tiefe und der Weg, der dorthin führt, mit den Buchstaben eine reizvolle Skizze geben könnten. Oder die fein strukturierten Birken, mit den orangen Herbstbäumen im Hintergrund, einen interessanten Kontrast ergeben.
Schnelles Skizzieren will in wenigen Strichen einen ersten Eindruck, eine Bildidee festhalten. Alles andere kommt danach, später, zu Hause oder im Hotel, aber in Musse.
Der Begriff “Schnelles Skizzieren unterwegs“ wird oft verwechselt mit “urban sketching“. Wir wollen eben gerade nicht dokumentarisch zeigen, wie die Wirklichkeit ist. Schnelles Skizzieren ist ein Hilfsmittel, um sich an eine persönlich erlebte Situation zu erinnern. Ob daraus später ein Bild entsteht, spielt keine Rolle. Durch die zeichnerische Auseinandersetzung entsteht an Stelle eines Erinnerungsfotos in jedem Betrachter ein ganz persönliches Bild. Jedes sucht sich nach eigenem Empfinden ein Motiv aus und hält es so fest wie er/sie es kann. Dabei sollte die Perspektive nicht den Abend verderben!
Interessanter weise kam beim abschliessenden Zusammensitzen noch einmal das Thema Perspektive auf.
An der Frage, wie die Tafelrunde “richtig“ perspektivisch festgehalten werden müsste, entstand eine Diskussion über Frontalansicht, Profil- und Halbprofilansichten und, wie solches umzusetzen wäre. Mein Vorschlag (s. nebenan) wurde als Ausweichmanöver kritisiert, weil keine richtige Perspektive.
Man hätte von mir einen Exkurs zur realistischen Darstellung einer Tafelrunde aus der Sicht eines anwesenden Teilnehmers gewünscht.
Der “Autorität“ auf der Schulter hatte sich wieder einmal mit seiner Forderung nach Kontrolle der richtigen Darstellung durchgesetzt.
Schnelles Skizzieren hat nicht den Anspruch auf objektive Richtigkeit, sondern will die subjektive Empfindung einer Situation ausdrücken. Dazu muss man aber seine momentane Empfindung zulassen. Das ist für die meisten sehr ungewohnt und wird im Alltag meistens nicht gewünscht. Umso mehr ist es befreiend, dem Kontrolleur auf der Schulter wenigstens beim Zeichnen ein Schnippchen schlagen zu können.
In diesem Sinne wünsche ich viele entspannte, unkontrollierte Erfahrungen beim Zeichen.