Archiv der Kategorie: Workshops

„Schnelles Skizzieren unterwegs“ Nr.10

Liebe Alle,
Mit diesem Newsletter nehme ich die Tradition der (ehemaligen) Merkblätter wieder auf. Ihr werdet zwei Unterschiede bemerken:
Der erste ist, dass Ihr die Infos bereits am Montag früh erhaltet, statt erst am Mittwoch.
Der zweite ist, dass ihr die Themen selbstständig und für euch allein bearbeiten könnt. Oder, dass ihr eure ‚Lösungen‘ bis am Freitag Mittag via WhatsApp „schnelles Skizzieren unterwegs‘ einsendet, worauf ich sie im nachfolgenden Newsletter in einer Galerie zusammenstelle (inkl. Kommentar, manchmal 🙂 ).

Das jeweils aktuelle Thema wird im eigentlichen Kurs „Schnelles Skizzieren unterwegs“ am Donnerstag Abend von 18:30 bis 20:30 Uhr behandelt und auf einem Rundgang in Bern vertieft.
Informationen zu diesem Kurs finden Neuhinzugekommene hier.

Galerie mit eingesandten Skizzen Vorstellung/Natur zum Thema Vollmond:

Das Ziel des Newsletters von letzter Woche war ja, zu zeigen wie viel spannender ein Bild wird, wenn der Betrachter darin eine Aussage, eine Idee findet. Statt eines schönen, aber eher langweiligen Bildchens haben alle eine persönliche Umsetzung gefunden. Bravo!
Was beim Thema Vollmond noch relativ einfach ist, muss in Zukunft bei anderen Themen jeweils erst gesucht und danach auch umgesetzt werden. (Ich verweise auf mein Skript Vier Schritte zur Skizze, Seite 5, Pt. 2 „Klären“).

Jetzt zum neuen Thema:
Schnelles Skizzieren unterwegs Nr. 10 vom 11. Juni 2020
Thema: Negativformen sehen 
und anwenden

Videotipphttps://youtu.be/tRpVi9jaJxM  (Jessica Jidas)

Zitat: „Entscheide dich lieber ungefähr richtig als exakt und genau falsch“. (Tine Klein)

Wetter:
Ha! Ha! speziell 18:30 – 20:30 Uhr

 

Treffpunkt: Helvetiaplatz vor der Kunsthalle

Material:  Skizzenblock, wasservermalbare Stifte oder Füller oder Kreide, Wassertankpinsel

Inhalt: Bäume, positiv und negativ gesehen (Ein erster Schritt zum Malen ohne Vorzeichnung).
                           positiv                                                           negativ

Eine mögliche Anwendung ist zum Beispiel der Übergang vom Licht in den Schatten.
Der Waldrand steht noch im Gegenlicht, während der Wald selber bereits im Dunkeln liegt.
Wir werden solche Situationen am Donnerstagabend suchen und studieren, so es das Wetter zulässt.
Fernkurs:
Wer am Donnerstag nicht am Kurs teilnehmen kann oder mag, darf sich mit dem Thema „Negative Formen finden“ zu Hause auseinandersetzen. Es braucht dazu keine ganzen Wälder, eine Vase mit Blumen, ein Stilleben mit ein paar Gegenständen genügen. Wer sich das Malen ohne Vorzeichnung noch nicht zutraut, kann erst eine feine Bleistiftzeichnung vom Motiv erstellen. Danach wird von aussen jeweils an die Begrenzungslinie des vorderen Gegenstandes gemalt. Trocknen lassen, den nächsten Gegenstand mit einem dunkleren Ton malen etc. bis alle Gegenstände eine Farbe erhalten haben. S. auch Videotipp.

Ich freue mich auf Lösungen und Beispiele von Nah und Fern und nehme diese gern wieder in die Galerie auf.

Viel Spass beim Finden in einer weiteren kreativen Woche
Herzlich

pek

Skizzen aus der Erinnerung

Der „Cororna Home Kurs“ ist beendet – es lebe „Schnelles Skizzieren unterwegs“

Liebe Skizzierende, ehemalige Teilnehmer/innen am „Cororna Home Kurs“ und ehemalige Teilnehmer/innen am Kurs „Schnelles Skizzieren unterwegs“

Nun ist es soweit: Ich führe die beiden Kurse zusammen. Sie laufen ab sofort unter „Schnelles Skizzieren unterwegs“ (SSU) weiter. Der Newsletter wird in Zukunft auch so heissen.

Alle Informationen erhaltet ihr weiterhin per Newsletter.

Es bleibt euch freigestellt, ob ihr zu Hause an den vorgeschlagenen Themen arbeiten wollt, ob ihr diese einsenden wollt (gratis) oder ob ihr jeweils am Donnerstagabend 18:30 bis 20:30 Uhr in Bern am geführten Vertiefungskurs teilnehmen wollt. Der Donnerstagabendkurs ist nicht gratis. Infos dazu hier

Fotos der Skizzen und fertigen Bilder könnt ihr ab sofort via Whats App „Schnelles skizzieren“ einsenden. Die Chatgruppe „Corona Home Kurs“ habe ich gelöscht. 
Wer keinen Zugang findet, mag sich bitte bei mir melden, damit ich die entspr. Handynummer nachtragen kann.

Wer sich kürzlich beim Newsletter angemeldet hat, und auch in die Chatgruppe aufgenommen werden möchte, mag mir bitte per Mail pek@pekkele.ch seine Handynummer senden. Das ist freiwillig, für die Kursteilnahme nicht zwingend nötig und kann auch später noch gemacht werden.

Eine Information zum Datenschutz: Ich gebe keine Adressen weiter und benütze sie nur im Zusammenhang mit dem Kurs „Schnelles Skizzieren unterwegs“.

Es ist jederzeit möglich, sich vom Newsletter abzumelden. Die Adresse wird danach gelöscht.

Morgen Donnerstag, 4.6. findet noch kein Kurs in Bern statt. Der erste Kurs wird am 11.6. stattfinden. Infos folgen am Montag.

Wie ihr euch erinnert, ist das Thema für diese Woche V-Mond.
Ihr habt inzwischen hoffentlich alle ein oder mehrere Skizzen(Bilder aus der Erinnerung gemacht? Meines ist vom Bierhübeli und daher werde ich am Freitag daher eine Vollmond-Skizzierwanderung dorthin machen.
(Für Neuteilnehmende: Dies ist ebenfalls eine freiwillige Aktion, wo wir uns irgendwo treffen und zum Thema Vollmond skizzieren. Ich hoffe, dass es am Freitag wieder bessert mit dem Wetter).

Wenn’s also nicht grad schüttet und gefriert, werde ich um 20:00 Uhr im Bierhübeli bei der Busstation stehen. Vielleicht kommt ja noch jemand mit … so zum Auftakt der V-Mondwanderungen 🙂

Ich wünsche allen eine gute Woche und hoffe, dass die Zusammenführung damit gelungen ist.

Herzlich pek

Corona-Home-Kurs Nr. 5

Falls du Fotos deiner Arbeiten zur Besprechung einsenden möchtest, kannst du deine Handynummer via mail an pek@pekkele.ch senden. Du wirst danach in die WhatsAppChatgruppe „Corona-Home-Kurs“ aufgenommen.

Vorbemerkung: Im Unterschied zum Kurs „Schnelles Skizzieren unterwegs“,  der irgendwann wieder am Donnerstagabend stattfinden wird, geht es im Corona-Home-Kurs nicht um schöne Aquarelle an sich, sondern ums Schauen, Hinsehen, Beobachten, Verstehen, Erahnen und Umsetzen. Wer bereit ist, den Kontrolleur auf der Schulter in die Quarantäne zu schicken, kann die Zeit nutzen und ungehemmt ausprobieren. Das ist eine Chance!

Zusammenfassung der Rückmeldungen vom CHK Nr. 04
Thema war: „Selbstzensur ist Gift für die Kreativität“ (Zitat Felix Scheinberger)
Hach! Diese Pinsel-/Striche, diese Farbspiele, diese hingeworfenen Schatten! Diese Unvollkommenheit! Ich werde euch in Zukunft an diese Bilder erinnern. Ich freue mich an den begleitenden Kommentaren:
Von „Bin noch nicht sooo exakt im Malen wie ihr (heul!)“ bis „Hat riesigen Spass gemacht“ ist ein breites Spektrum, aber wagt es nicht, wieder in die Selbstzensur zurückzufallen, nur weil’s noch nicht perfekt genug ist. Die Perfektion kommt mit zunehmender Erfahrung und Erfahrungen können nur durch stetiges Anwenden entstehen.

Ich hoffe, euch damit etwas die Türe zum Experimentierraum geöffnet zu haben.

Damit zum neuen Thema
CHK Nr. 05          „Zeichne nicht, was du weisst – wisse, was du zeichnest“     25. Mai 20
„Das Sehen lernen ist die ‚Pflicht‘ – danach beginnen Sie mit der ‚Kür‘ und setzen Ihre Fantasie oder Kreativität ein…“  (Eckard Funck, in Richtig SEHEN & lockerSKIZZIEREN, TOPP).

Material: Dein Lieblingszeichenstift, egal was. Die Skizzen sollen einfarbig sein (ein Farbton ist natürlich auch gestattet, aber eben nur einer).

Liebe Kursteilnehmende,
Zeichnen ist immer auch eine Schule des Sehens: Wer zeichnet sieht mehr und klarer.
Machen wir daher diese Woche einen kleinen Test:
Zeichne auf ein Blatt Papier (Telefonnotizblock) eine Tanne! (Sehr schnelle Telefon-Skizze!).
Das ist Skizze Nr. 1

Schau dir im Internet Bilder von Tannen an und vergleiche sie mit deiner Tanne. Was fällt dir auf?
Sende unbedingt deine Skizze der Tanne aus der Vorstellung anschliessend mit ein.
Es wird lustig sein, die Sammlung aller Klischeevorstellungen einer Tanne zu betrachten 🙂

Nun zur eigentlichen Übung: Zeichnen was du siehst. 
Zuerst eine Vorübung:
Zeichne aus der Vorstellung/Erinnerung ein Motiv, das sich in deiner näheren Umgebung befindet.
Das kann ein einzelner Baum, eine Gruppe oder eine Landschaft (auch Hausgruppe) sein (auch die Skizze nach einer Foto, einer solchen Landschaft ist möglich). Betrachte dein Motiv aber vorher NICHT noch einmal in der Realität.
Erinnere dich an das Wesentlich, an das, was dir dazu einfällt, was du davon im Moment weisst!
Was ich bei meinem Motiv weiss, sind die typischen Knoten in den Platanen und die verdrehten Äste und irgendwo ein Haus.
Das ist Skizze Nummer 2


Lege diese Skizze beiseite und gehe danach zum realen Motiv hinaus (Resp. suche ein Foto aus. Erstelle nun eine neue Skizze, nach der Natur – denke daran, eine Skizze und nicht ein Gemälde soll es sein!
Betrachte zuerst in aller Ruhe dein Motiv. Bestimme den Ausschnitt, den du erfassen willst. Schaue, was das Wesentliche ist, versuche eine Bildaussage zu finden (s. Schnelles Skizzieren, Skript Seite 5, 4 Schritte zur Skizze). Zeichne nun, was du siehst.
Was ich sehe sind Platanen im Gegenlicht. Austreibende, dicke Laubknoten. Schlangenartige Formen der Äste, die dick wie Stämme sind. Das Haus verschwindend klein im Vergleich zu den mächtigen Bäumen.
Das ist Skizze Nummer 3
Ein Vergleich der beiden Skizzen macht deutlich: Formstudie heisst nicht zeichnen, was man weiss, sondern wissen, was man zeichnet. Jede Form hat ihre eigene Bewegung und soll mit dem Zeichenstift nachvollzogen werden.
Tipp: Mach mit dem Handy ein Foto deines Motivs, damit du anschliessend nicht dauernd zum Motiv hinaus pilgern musst. Du kannst das Foto auch benützen um deine Fehler beim Skizzieren vor der Natur zu kontrollieren, indem du das Foto auf dem Kopf stehend (Foto, nicht Du) abzeichnest. Manche erinnern sich an das verkehrtherum Abzeichnen der Tiere.
Meine Bildaussage ist das schlangenartige Spiel der Äste. Ich will die knorrigen Astenden zeigen, die oben breiter als unten zu sein scheinen. Die Bäume scheinen sich zu bewegen, zu ‚tanzen‘. Die überarbeitete Skizze ist Nummer 4

Zum Schluss noch ein Tipp: Bei einem Baum drückt sich das Wachstum nicht nur in der Verjüngung der Äste gegen die Spitze hin aus, sondern auch in ihrer Stellung am Stamm gegenüber den Zweigen draussen in der Krone. Bestimmte Bäume zum Beispiel erkennt man von Weitem schon an ihrer Form. Zeichne Bäume und keine geraden Striche mit einer Lockenperücke darüber.

Ich wünsche euch eine gute Woche, wiederum viel Spass und freue mich auf eure Skizzen 🙂
Gute Gesundheit
herzlich pek

PS: Bitte sende Skizze 1 separat. Von den anderen genügt die Skizze aus der Vorstellung (Nr. 2) plus die überarbeitete Skizze (Nr.4).

Corona Home Kurs 4

Falls du Fotos deiner Arbeiten zur Besprechung einsenden möchtest, kannst du deine Handynummer via mail an pek@pekkele.ch senden. Du wirst danach in die WhatsAppChatgruppe „Corona-Home-Kurs“ aufgenommen.

Vorbemerkung: Im Unterschied zum Kurs „Schnelles Skizzieren unterwegs“,  der irgendwann wieder am Donnerstagabend stattfinden wird, geht es im Corona-Home-Kurs nicht um schöne Aquarelle an sich, sondern ums Schauen, Hinsehen, Beobachten, Verstehen, Erahnen und Umsetzen. Wer bereit ist, den Kontrolleur auf der Schulter in die Quarantäne zu schicken, kann die Zeit nutzen und ungehemmt ausprobieren. Das ist eine Chance!

Zusammenfassung der Rückmeldungen vom MB-C Nr. 03
Thema war: An die eigenen Bilder glauben. Zeichne dein Gemüse/Motiv in 20 Varianten je einmal auf eine A4 Seite (möglichst Blatt füllend, nicht klein unten links in der Ecke! Zeichne es von unten, aus gleicher Höhe, als Draufsicht. Halte es in der Hand, drehe es in verschiedene Richtungen).
Hier die Eingegangenen Skizzen zum Studium, was du ev. für dich ausprobieren und übernehmen möchtest:

Es war eine Herausforderung, ich gebe es zu und alle haben sie angenommen. Ich gratuliere.

Zeichnen heisst, sich bei jedem Strich zu entscheiden.
Vielen ergeht es beim Zeichnen wie der Katze in diesem Bild: Sie kann sich nicht entscheiden, welche Rübe ihr am besten gefällt und wird darob verhungern wie der berühmte Esel zwischen den beiden Möhrenhaufen.
Für viele Situationen im Leben hast du dir Routinen antrainiert, damit dir das Entscheiden leichter fällt: Bei einer Speisekarte, beim Autofahren und bei vielen anderen Situationen mit verschiedenen Auswahlmöglichkeiten. Das kannst du auch fürs Zeichnen trainieren. Der Sinn hinter diesen zwanzig Skizzen war, dein Motiv zu drehen und zu wenden, bis du Aufbau, Struktur und Charakteristik des Motivs „begriffen“ hast. Du kannst deine Rübe, Fenchel oder Knoblauchknolle nun  schnell skizzieren, so dass sie für jeden Betrachter erkennbar ist. Das heisst, du vertraust deinem Bild. Zögerliches Stricheln und ständiges Absetzen des Stiftes, um neu anzufangen sehe ich nicht mehr in euren Arbeiten. Es sind selbst-bewusste Skizzen geworden.
Soviel zum Unterschied zwischen „einer schnellen Skizze“ und dem „Porträt“ einer Rübe.

Jetzt zum neuen Thema
MB-C Nr. 04                     „An die eigenen Bilder glauben…“, Teil II                  18. Mai 20  „Selbstzensur ist Gift für die Kreativität“
Felix Scheinberger, in Illustration,100 Wege einen Vogel zu malen).

Liebe Kursteilnehmende, 
Dieses Mal wird’s schwierig 😉 Aber keine Sorge, ihr meistert auch diese Aufgabe.
Material: eure (20) Skizzen aus der letzten Lektion. Wer neu dazukommt, darf sich aus der Galerie ein paar ‚Vorlagen‘ herauskopieren oder, selber 5-10 schnelle Skizzen seines Lieblingsgemüses herstellen.

Das Eingangszitat von Felix Scheinberger dient als Untertitel für diese Woche. Es geht nämlich darum, die erstellten 20 Skizzen zu bearbeiten.
Nach den ersten, gut gelungenen Strichen wirst du bald einmal bei einem Punkt ankommen, wo du dich entscheiden musst, wie es nun weitergehen soll. Alle kennen ihn und der ‚Papagei auf der Schulter‘ lamentiert bereits wieder: „Pass auf! sei vorsichtig! mach’s nicht kaputt!“
Es ist die Furcht vor dem Scheitern, die dich zur Selbstzensur treibt und dich blockiert. Wenn du das begreifst, besteht die Chance, dass du dich Schritt um Schritt davon befreien kannst.

Aufgabe:
Es geht in dieser Lektion darum, solche Befreiungsschritte zu gehen und zu lernen, nicht im Gehorsam für mögliche Betrachter deiner Skizzen, Selbstzensur zu betreiben. Versuche, zu malen im Bewusstsein, dass es um NICHTS geht. Du hast zwanzig Versuche! Sei gespannt, was dir gelingen wird und geniesse deine neue Unabhängigkeit. Ein einfaches Beispiel:

Material: Die ursprüngliche Bleistiftskizze, Ecoline-Wasserfarbe gold und blau, Rohrfeder.
Vorgehen: Mit der Rohrfeder zuerst die Form des Kohlrabi? der Kohlrübe? des Kohlraben…? nachzeichnen, um die Feder etwas auszuprobieren. Wie viel Tinte nimmt sie auf? wie schnell und wie lang gibt sie diese ab? Schon bald war das Blatt unter Wasser, resp. Farbe. Also Farbe auftupfen, aber warten bis das Blatt trocken war dauert zu lange. Darum mit Blau beim Kraut anfangen zu mischen. das Blau eignet sich auch für Schatten. Darum, etwas weiter spielen und sehen, was passiert. Das Ergebnis ist wieder ein überschwemmtes Blatt. Wieder auftupfen. Frustriert alles liegen lassen und am nächsten Tag wieder anschauen. Na ja, als Spielerei mag es ja gehen. Jetzt, nach ein paar Tagen, finde ich die Skizze immer noch interessant (immerhin sind die gezackten Blätter erkennbar und die charakteristischen Adern auf der Rübenoberfläche) und verwende sie hier als Beispiel.
Dein erster Lernschritt wird sein, die Skizze (die Reihenfolge spielt keine Rolle) überhaupt zu verändern. Es besteht die Gefahr, dass sie am Schluss zerstört sein könnte. Hast du diese Hürde genommen, geht alles leichter. 
In den folgenden drei Reihen siehst du die Bearbeitung der jeweiligen Ursprungsskizze in fortlaufendem Zustand.  Zum Teil finde ich einen Zwischenstand schöner, interessanter, besser als das letzte Bild. Das wäre dann der Moment gewesen, wo ich hätte abbrechen sollen, aber dafür bin ich nun um eine Erfahrung reicher 🙂
1.Reihe

2. Reihe

3. Reihe

Genau darum geht es in dieser Lektion: Spiele mit deinen Skizzen ohne Druck dass es aber jetzt gelingen muss“. Nimm das Risiko in Kauf, dass etwas misslingt und lerne. Ich wünsche dir eine bunte, kreative und lehrreiche Woche.
Wenn dir zum Schluss die eine oder andere der entstandenen Arbeiten gefällt, kannst du sie einsenden. Ich mache davon wieder eine Zusammenfassung für alle.
Herzlich
pek

 

 

Corona-Home-Kurs Nr. 3

Vorbemerkung: Im Unterschied zum Kurs „Schnelles Skizzieren unterwegs“ , der irgendwann wieder am Donnerstagabend stattfinden wird, geht es im Corona-Home-Kurs nicht um schöne Aquarelle an sich, sondern ums Schauen, Hinsehen, Beobachten, Verstehen, Erahnen und Umsetzen. Wer bereit ist, den Kontrolleur auf der Schulter in die Quarantäne zu schicken, kann die Zeit nutzen und ungehemmt ausprobieren. Das ist eine Chance!

Zusammenfassung der Rückmeldungen vom MB-C Nr. 02
Thema war: Ausschnitt wählen, Überflüssiges aussortieren, harmonische Komposition, einsetzen von verschiedenen Materialien (Farben, Stifte und Kombinationen davon).

Auswertung:
Wenn nach meiner Rückmeldung jemand findet, ich hätte übertrieben mit Lob verteilen und positiven Beispielen betonen, ist das an sich schon richtig. Etwas anderes wäre aber nicht das Ziel dieses Kurses; denn es würde niemanden weiterbringen, wenn ich die Fehler betone. Darum werde ich mir jeweils die gröbsten „Perlen“ aufschreiben und als Thema in die Folgekurse einfliessen lassen.

Es wurde intensiv und locker (schnell?) gearbeitet, gute, interessante Ausschnitte gefunden und nicht einfach das Foto abgezeichnet. Details sehr schön weggelassen und das Auge aufs Wesentliche (die Aussage, den Bildschwerpunkt) geführt. Viel weisse Fläche fällt positiv auf – es muss nicht alles zugemalt sein. Spannende Perspektiven (auch mal von unten). Das Spiel mit Licht und Schatten, mit der Farbe (nur einen Gegenstand farbig betont und der Rest bleibt als Bleistiftskizze); oder die Umkehrung einer Situation: Vordergrund genau gezeichnet und Hintergrund unscharf, dann zweites Beispiel: Hintergrund zoomen, so dass der Vordergrund abgeschnitten und der Hintergrund betont wird. Farblich sehr schön „geschmiert“!
Die gezeigten Beispiele sollen animieren, die eigene Skizze noch einmal zu betrachten, zu vergleichen, was einem gefällt und selber auch auszuprobieren – ohne Stress und ohne geistige Vorgaben des „Kontrolleurs“, der „Kontrolleurin“ um das auch gendergerecht zu formulieren 🤪

Jetzt zum neuen Thema
MB-C Nr. 03                                 „An die eigenen Bilder glauben…“, Teil I                   11. Mai 20 „Selbstbewusstsein kann man nicht befehlen, aber dazu ermutigen ist immerhin eine Möglichkeit. Wenn’s niemand tut, probieren Sie es selbst. Selbstbewusstsein ist lernbar“  (Peter Jenny, Anleitung zum falsch Zeichnen).

Liebe Kursteilnehmende, 
Dieses Mal ist alles ganz einfach. Deshalb füge ich keine Skizzen von meiner Sicht bei. Ich will euch nicht beeinflussen… 🙂 Aber, lest die Anleitung vielleicht zuerst in Ruhe durch und geht erst nach dem Studium ans Ausführen.
Material: 20 Blatt A4 Kopierpapier oder von irgend einem A4 Block, billiges Papier.
1 Gemüse (Blumenkohl, Krautstiel, aufgeschnittene Tomate oder Zitrone, Frühlingszwiebeln etc. etc. Es kann übrigens auch eine Frucht oder es darf auch ein ganzer Fisch sein). Nur ein einziges Stück, aber mit interessanter Form –> Der Sellerie wäre da jetzt eher eine Herausforderung. Aber wer’s mag…

Entscheide dich für ein Motiv/Gemüse und wechsle später nicht mehr!
Zeichne dein Gemüse/Motiv in 20 Varianten je einmal auf eine A4 Seite (möglichst Blatt füllend, nicht klein unten links in der Ecke! Zeichne es von unten, aus gleicher Höhe, als Draufsicht. Halte es in der Hand, drehe es in verschiedene Richtungen).
Nimm einen Stift und mach jede Skizze damit möglichst ohne abzusetzen. Anhalten und schauen gilt, aber dann von dort aus weiter. Typische Strukturen nachträglich einsetzen und Überschneidungen sind gestattet. Arbeite schnell und möglichst 4 bis 5 Skizzen zusammen hintereinander ohne lange zeitliche Abstände. Lege die fertigen beiseite. Mach später oder am Tag darauf wieder 4 bis 5 Skizzen hintereinander, bis du 20 Skizzen hast.
Wechsle zwischendurch einmal den Stift, nimm Kohle, Farbstift, Fineliner, Feder, Rohrfeder etc., aber immer nur 1 Farbton/Stift pro Skizze.

Sende a) eine Gesamtschau der 20 Blätter,  b) 1 Foto von der ersten und c) 1 Foto von der Skizze, die dir am besten gefällt als Einzelfoto (Total 3 Bilder) bis Freitagmittag auf WhatsApp. Schreibe bei c) dazu, was dir besonders gefällt.

Bitte wirf die Skizzen danach nicht weg, wir werden damit weiterarbeiten im Teil II 😊

Ich freue mich auf eure Bilder und wünsche euch eine spannende Woche.

Herzlich
pek

 

 

 

 

 

 

Corona-Home-Kurs Nr. 2

Zusammenfassung der Rückmeldungen vom MB-C Nr. 01

Danke für die Einsendungen. Die Auseinandersetzung zwischen ‚harmonisch‘ / ‚wenig glücklich‘ und mit dem Schwerpunkt des Bildes ist schön zu sehen. Interessant ist, dass es beim Fotografieren schwerer fällt ‚Fehler zu produzieren‘. Beim Foto wird fast automatisch der Schwerpunkt richtig gefunden, weil ja der Blick durch den Apparat automatisch den Motivsucher einschliesst. Vor dem Skizzieren muss man sich selbst den Motivsucher manuell einschalten. Das Gefühl für ein ausgeglichenes Bild ist vorhanden. Nun gilt es, dies bereits im ‚Briefmarkenstadium‘, resp. in der Vorskizze zu berücksichtigen.

Für neu Teilnehmende noch einmal der Hinweis

Jetzt zum neuen Thema
MB-C Nr. 02                                       ‚Sei locker und habe Freude‘                                  4.Mai 20 „Skizzen sind der Versuch, gedankliches Chaos zu entwirren und Überlegungen zu fixieren, ehe sie sich im Laufe allen Nachdenkens überschlagen oder sich schon wieder in Unschärfe verflüchtigt haben. Jeder kennt es: Wie schnell ist das, was eben noch glasklar vor dem inneren Auge erschien, schon wieder verloren.“  (Prof. Ute Helmbold, WS 2011/12)
Liebe Kursteilnehmende,
‚Die Angst des Kontrolleurs auf der Schulter vor dem falschen Strich‘ ist kein Titel eines Romans von Peter Handke, sondern bezeichnet die unterschwellige Angst des Zeichners davor, dass handwerkliches Unvermögen vom Betrachter mit intellektuellem Unverstand gleichgesetzt werden könnte. Neben ‚Zeitmangel‘, ‚ungünstiger Mondphase‘ und anderen Ausreden ist dieser ‚Kontrolleur‘ einer der Hauptgründe um NICHT zu zeichnen.
Ziel dieser Kurswoche ist es, Argumente FÜR das schnelle Skizzieren in den Vordergrund zu stellen.
Die Situation wie im Zitat von Frau Prof. Ute Helmbold beschrieben, kennen alle aus eigener Erfahrung bestens. Die Idee, wie das Bild aussehen sollte verschwindet, je näher der Stift dem leeren Zeichenblock kommt …und schon streckt sich die Hand beim ersten Strich nach dem rettenden Radiergummi aus. Daher bedarf es einer kurzen Klärung, was Skizzen sind:
– Skizzen heissen Skizzen, weil sie nie ein fertiges Bild sein wollen, sondern sich spontan einer Bildidee nähern wollen.
– Skizzen sind Anfänge, sind Sortierung von Gedanken – dazu muss man sich vorher jedoch solche gemacht haben (s. Skript Seite 5, vier Schritte zur Skizze).
– Skizzen dürfen korrigiert, aber nicht kopiert werden.
– Skizzen enthalten Zufälle, die oft erst zu einem späteren Zeitpunkt ‚entdeckt‘ werden, sind aber nie zufällig in ihrer Entstehung. Skizzen zeigen was es mir wert ist, festgehalten zu werden.
Von vielen Anleitungen zum Zeichnen und Skizzieren wird immer wieder betont:
Arbeite unbeschwert und locker. Habe Spass bei deinem Tun!!! (Als Imperativ, mit drei Ausrufezeichen). Etwas anderes kommt nicht in Frage.
Wenn du zweifelst an deiner Idee, an deinem Strich, an deinem Wissen und Können, bist du halt noch etwas verklemmt. Das ergibt sich aber mit der Zeit von selber. Mach einfach weiter und habe Freude.
Die Realität ist aber gewöhnlich nicht so und daher wollen wir uns diese Woche
dem Thema ’sei locker und habe Freude‘ widmen.
Damit es nicht zu einfach wird, stelle ich gleich an den Anfang eine Bedingung:
Es darf nie nur ein einziger Stift, eine einzige Technik zur Anwendung kommen.
Wechsle ab, kombiniere, probiere aus. Es geht hier nicht um schöne Bilder. Deine Einsendungen auf WhatsApp sollen Spuren deiner Suche zeigen. Mache Skizzen NICHT ‚Bildchen‘.
Angenommen, du bist unterwegs in der Absicht etwas zu skizzieren. Du hast dich bereits für das WAS entschieden. Nun stehst du vor der nächsten Entscheidung: Das WIE …und hier beginnen dann die Probleme. Zum WAS hast du bereits eine geistige ‚Briefmarke‘ erstellt und weisst, was aufs Papier soll (Bildbegrenzung, Standort, Perspektive, Aussage, Bildidee, Bildschwerpunkt sind geklärt). Zum WIE hast du erst eine Ahnung. Es könnte eine Bleistiftskizze werden, aber vielleicht auch etwas Farbe dazu? Farbstifte? Aquarell? Schauen wir einmal, was der ‚Chef‘ sagt…
Achtung Fehler! Der Chef bist jetzt Du, nicht der Kontrolleur auf der Schulter und nicht der Kursleiter.
Soviel zur Theorie.
Nun endlich zum Thema und zur Praxis.
Lockerheit hat mit deiner momentanen inneren Verfassung zu tun. Spüre sie auf und stell dir vor, du stündest in einer Confiserie und dürftest von der Auswahl 3 Pralinen auslesen (Fluch? oder Segen?). Nach den gleichen Kriterien darfst du die folgende Übung angehen. Spüre in dir, auf was du gerade Lust hast (Truffes? Cognac? Ananasstücke mit Schokolade und Zuckerguss? und, und, und…?)
Übung Tunnelblick
Von deinem Lieblingsstuhl aus gesehen – egal ob aus dem TV-Sessel oder vom Arbeitsstuhl oder vom Gartenstuhl aus, richte den Blick auf eine Situation, die dir gerade gefällt.

Nimm deinen Bildausschnitt nicht zu gross, nicht zu breit und jetzt
– entspanne dich und fühle dich in die Situation ein
– kläre, was und wieviel du erfassen willst (du kannst bis auf Details auf dem Tisch vor dir zoomen)
– verschaffe dir mit einer Miniatur (Briefmarke) einen Überblick der Situation
– prüfe beim Umsetzen deiner Idee immer wieder, ob deine angestrebte Aussage (noch) erkennbar ist.

 

– Hast du dich entschieden, beginne mit einer ersten, feinen Bleistiftskizze.

Achte auf den Lichteinfall, akzentuiere mit weicherem Bleistift, verschmiere, schummere, verwasche… Die Entscheidung bleibt bei dir. Vielleicht hast du Lust, auch Farbe hineinzubringen? Mache daher eine zweite Skizze und nimm Farbe (Farbstifte? oder Kreide?) dazu. Zeichne eine dritte Skizze und bringe Farbe mit anderen Mitteln (Aquarell? oder Farbstifte mit Wasser vermalen? mit Pinsel oder den Fingern?) dazu. Vielleicht magst du am Schluss mit Kohle oder Fineliner die Konturen nachziehen? Schraffieren auch ein Thema?

Zum Schluss suchst du dir einen ausgewogenen Ausschnitt, indem du die Ränder beschneidest: Frage dich ob das Bild im Gleichgewicht ist, die Farben im Bild ausgewogen sind und ob deine innere Vorstellung einigermassen dem Betrachter vermittelt wird?

Du merkst, auch hier geht’s nicht darum, dass du ein ’schönes‘ Bildchen erzeugst. Je mehr du ausprobierst, umso mehr kannst du später selber entscheiden, mit was – und ob – du deine Skizzen noch ergänzen willst. Probiere aus, arbeite, schmiere, zeige Spuren.
Das mehrmalige Neuzeichnen (NICHT Kopieren!) der Situation hilft dir, schneller zu arbeiten, das Gesehene besser zu erfassen, zu vereinfachen, das Wesentliche herauszufiltern.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen eine genussvolle Woche.

Eure Resultate – Bitte keineschöne Bildchen‘  senden – könnt ihr gerne via WhatsApp ’schnelles Skizzieren unterwegs‘ einsenden. Ich stelle davon im nächsten Newsletter wieder eine Übersicht zusammen.

 

Herzliche Grüsse pek

Die Augen weiden lassen…

Neulich stand das Bundeshaus auf dem Programm der Urban Sketcher Bern, um am Tag der offenen Türe zwei volle Stunden durch das Bundeshaus zu schlendern, auf der Suche nach einem geeigneten Motiv.
Es standen zur Auswahl: Bögen, Durchblicke, Statuen, Aufgänge, Säulen! Ganz abgesehen vom Glanz der Einrichtung. Jedes einzelne Detail wäre eine Skizze Wert gewesen. Nach einer halben Stunde befand sich eine halbherzige Skizze vom Blick aus der Wandelhalle in die Berge im Skizzenbuch.

„Denk an das Manifest der Urban Sketcher: Wir bezeugen unsere Umwelt wahrhaftig.“ zwitscherte der Kontrolleur auf der Schulter fröhlich ins Ohr. „Das schaffst du nie! Wenn’s hoch kommt, vielleicht ein Detail, eine Palme mit Stuhl in der Wandelhalle. Ist ja auch schön…“
Es sollte aber keine Palme und auch kein Stuhl sein. Es musste „Das Bundeshaus“ sein.

Bei der Türe zum Bundesrat-Sitzungszimmer blitzte ein Kronleuchter hervor. „Warum nicht ein Kronleuchter, was meint der Kontrolleur dazu?“
„Versuch’s doch. Wieviele Birnen und Glasperlen hat er denn? abgesehen davon, wie du den Glanz aufs Papier bringen willst. Und denk daran: Wir zeichnen vor Ort, drinnen oder draußen, nach direkter Beobachtung!“
Diese inneren Gespräche kennen alle, die mit Block und Bleistift unterwegs sind. Sie kennen ihren persönlichen Kontrolleur bestens, verscheuchen ihn kurzfristig und, wenn sie glauben er sei weg, flüstert er ins andere Ohr: „So nicht, das stimmt jetzt gar nicht, das kannst du besser!“

Es gibt dagegen ein Rezept: Intuitives Zeichnen
Direkte Beobachtung heisst ja nicht, dass das Motiv so aussehen muss, wie es in Wirklichkeit vorhanden ist. Es kann auch bedeuten, dass ich ein Motiv so zeichne, wie ich es spüre, wie es mir mein Gefühl vermittelt.
Wenn ich also einen Blick in das Zimmer mit dem Kronleuchter werfe, versuche ich nicht, die Birnen auf dem Leuchter zu zählen. Ich überlege was mir an der Situation auffällt. Ich lasse meine Augen weiden:
– Eine riesige, verzierte Türe weist in das Zimmer.
– Es sind verzierte Sessel um einen Tisch angeordnet. Vom Tisch sehe ich nicht viel.
– Im Hintergrund sehe ich schwere Vorhänge, eine verzierte Uhr in einer Nische und Verzierungen an den Wänden.
– Die dominierenden Farben sind Rot und Braun und helle Lichter vom Leuchter und vom Fenster.
Ich beginne also mit dem Eingang und
– setze die Türe als Rahmen. Um die Höhe der Türe zu zeigen, verziehe ich sie in Richtung des Fluchtpunktes nach oben.
– Danach kommt das Hauptmotiv, der Leuchter, an die Reihe. Ich suche in all den Details eine grosse, äussere Form. Sie scheint mir etwas „birnenförmig“ und enthält viel kleine, herabhängende, „tropfenförmige“ Details. Ich zähle sie nicht.
– Im Hintergrund deute ich durch verschiedene Ecken die Wände mit den Fenstern und den schweren Vorhängen an.
– Dazwischen setze ich in einer Wand die Nische mit der Uhr.
Zum Schluss muss noch die Ortsbezeichnung aufs Blatt. Immerhin ist es das Sitzungszimmer vom Bundesrat.
Fertig!
Nach diesem Prinzip schlendere ich nun weiter durch das Parlamentsgebäude. Mein Blick ist nicht mehr auf Details fokussiert, sondern auf Situationen:
Die verwinkelten Treppen in der Eingangshalle stellen kein perspektivisches Problem mehr dar und die „Wächter“ bei den Treppenaufgängen sind einfach irgendwelche Statuen aus der Ferne gesehen. Nicht anders als die anwesenden BesucherInnen.

Im Nationalratssaal fallen das Wandgemälde, die Schweizerfahne, die im Halbrund angeordneten Sitze, so wie die Säulengalerie ins Auge

Unterwegs in die oberen Etagen trifft man auf riesige Statuen, die aus der Nähe kaum zu erfassen sind. Das macht aber nichts. Dem Fotografen half das Objektiv, mir hilft wieder einmal der Fluchtpunkt in der Senkrechten und schon sind auch diese drei Eidgenossen im Bild.

Das ging ja nun rasch und der Kontrolleur hat sich nicht ein einziges Mal gemeldet. Vielleicht war ich zu sehr mit meinem Gefühl für die Situation beschäftigt? Das Augen-weiden-lassen hat den Vorteil, dass die Informationen über die Augen kommen und nicht vom Gehirn gefiltert werden, sondern direkt über das „Bauchgefühl“ zur Hand weitergeleitet werden.

Apropos Bauchgefühl: Nach einer Stunde intuitivem Skizzieren kam zufällig das „Zeitungszimmer“ des Weges. Andernorts heisst dieses Cafeteria. Ein Unterschied besteht nicht, der Kaffee ist gut und zwei weitere Skizzen sind noch hinzugekommen.

Damit sind die zwei Stunden herum und, wenn gemäss Urban Sketcher Manifest die Umwelt nicht zu 100% wahrhaftig bezeugt wurde, hat der Besuch Spass gemacht. Ohne Fotoapparat.

Schnelles Skizzieren unterwegs bedeutet auch: Die Augen weiden lassen. 

Winterzeit ist Vorlesezeit, ist Bettmümpfelizeit

Es ist wieder Vorlesezeit, der Ideale Moment für die Bettmümpfeli von Hans und Jakob Bäbler.
Wer das Buch erst näher kennen lernen möchte, kann im neuen Newsletter jede Woche ein weiteres Kapitel daraus lesen. In diesem Newsletter werde ich von Zeit zu Zeit über geplante oder gerade erst durchgeführte Themen berichten.
Im Moment also zu den Bettmümpfeli:

Hans Bäbler schrieb im Vorwort zu seinen Bettmümpfeli genau, was und wen er damit erreichen wollte:
Zum besseren Verständnis

Megerlimuggi (der Vernünftige, der Besonnene) und Fritzli (der Spontane, der Unbekümmerte) vereinen Eigenschaften, wie sie jedes Kind selber kennt und lernen muss damit umzugehen. Manchmal ist es besser, wenn man etwas lässt, manchmal tut man es trotzdem und hat vielleicht Glück, dass es gut geht. Diesen Spannungsbogen auszuhalten ist für jedes Kind eine Herausforderung und macht deshalb die Geschichten von Megerlimuggi für sie so spannend. Gleiches gilt für die andere Geschichte, „dr Megerlomuggo z‘ Italie“, wo der Riese Gasparone an die Stelle von Fritzli tritt, aber die gleiche Rolle inne hat.
  In den Geschichten von Jakob Bäbler, mit dem Geschwisterpaar Megi und Müüsli, geht es auch um Abenteuer und Aufgaben die zu lösen sind. Der praktische, vielleicht etwas spontanere Megi ist aber auch immer wieder darauf angewiesen, dass er seine Schwester an der Seite hat, die für ihn die Situation überdenkt. Die Geschichten zeigen, dass die beiden Geschwister nur Probleme lösen können, wenn sie miteinander arbeiten.

Die Guetnachtgschichtli der Brüder Bäbler möchten aber vor allem zum Mitgestalten und Miterzählen einladen. Die kleinen Zuhörer sollen den Faden weiterspinnen können 615-544-4985 , bis zu dem Punkt, wo der/die Erzählende die Frage stellt: „Wer erzählt eigentlich die Geschichte, du oder ich?“.

Die Bettmümpfeli wurden von mir in den Glarner Dialekt übertragen, weil beide Brüder Glarner Lehrer waren und die Geschichten ihren Kindern, Enkeln oder Schülern auf Glarnerdeutsch erzählten. Sie lassen sich aber ganz einfach in jedem anderen Dialekt direkt ab Blatt erzählen. Für einige spezielle Glarnerausdrücke, welche vielleicht nicht in der gesamten Schweiz verständlich sind, habe ich am Ende des Buches ein Glossar eingebaut, in dem solche Ausdrücke erklärt werden.

Link für einen Inhaltsüberblick und weitere Angaben zum Buch
Link zu Peter Kummer Autillus Verein Kinder- und Jugendbuchschaffender Schweiz

Die “Autorität“ auf der Schulter…

Thema: Herbstfarben, Texte, Landschaft
Inhalt: Der Friedhof, ein Ort der Ruhe und des Loslassens. Ideal um sich zu finden.

Die Möglichkeit war gegeben, sich durch die wunderbaren Wortkombinationen von “Mes:arts“ (https://mesarts.ch/zeitloslassen2019.html) im Schosshalden Friedhof inspirieren zu lassen und sie – solange es das Tageslicht zuliess – mit den Herbstfarben zu kombinieren.

Die Durchsicht meines Skizzenblocks zeigt mir aber 615-544-7289 , dass das Hauptthema des gestrigen Abends wieder einmal die Perspektive war und nicht die einzigartige Stimmung. Darum kommentiere ich ein paar Skizzen, die bei den diversen Gesprächen entstanden sind:

Ausgangsbeispiel war der Schriftzug gleich beim Eingang. Ich benützte ihn, um darauf hinzuweisen, dass es genüge, nur den Schriftzug mit den Bäumen zu skizzieren – und nicht die ganze Umgebung auch noch. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass dadurch der Abend durch das Thema Perspektive besetzt werden würde.
Meine Vorstellung war, wie beim Beispiel “TOR“, dass die Tiefe und der Weg, der dorthin führt, mit den Buchstaben eine reizvolle Skizze geben könnten. Oder die fein strukturierten Birken, mit den orangen Herbstbäumen im Hintergrund, einen interessanten Kontrast ergeben.
Schnelles Skizzieren will in wenigen Strichen einen ersten Eindruck, eine Bildidee festhalten. Alles andere kommt danach, später, zu Hause oder im Hotel, aber in Musse.

Der Begriff “Schnelles Skizzieren unterwegs“ wird oft verwechselt mit “urban sketching“. Wir wollen eben gerade nicht dokumentarisch zeigen, wie die Wirklichkeit ist. Schnelles Skizzieren ist ein Hilfsmittel, um sich an eine persönlich erlebte Situation zu erinnern. Ob daraus später ein Bild entsteht, spielt keine Rolle. Durch die zeichnerische Auseinandersetzung entsteht an Stelle eines Erinnerungsfotos in jedem Betrachter ein ganz persönliches Bild. Jedes sucht sich nach eigenem Empfinden ein Motiv aus und hält es so fest wie er/sie es kann. Dabei sollte die Perspektive nicht den Abend verderben!
Interessanter weise kam beim abschliessenden Zusammensitzen  noch einmal das Thema Perspektive auf.
An der Frage, wie die Tafelrunde “richtig“ perspektivisch festgehalten werden müsste, entstand eine Diskussion über Frontalansicht, Profil- und Halbprofilansichten und, wie solches umzusetzen wäre. Mein Vorschlag (s. nebenan) wurde als Ausweichmanöver kritisiert, weil keine richtige Perspektive.

Man hätte von mir einen Exkurs zur realistischen Darstellung einer Tafelrunde aus der Sicht eines anwesenden Teilnehmers gewünscht.
Der “Autorität“ auf der Schulter hatte sich wieder einmal mit seiner Forderung nach Kontrolle der richtigen Darstellung durchgesetzt.

Schnelles Skizzieren hat nicht den Anspruch auf objektive Richtigkeit, sondern will die subjektive Empfindung einer Situation ausdrücken. Dazu muss man aber seine momentane Empfindung zulassen. Das ist für die meisten sehr ungewohnt und wird im Alltag meistens nicht gewünscht. Umso mehr ist es befreiend, dem Kontrolleur auf der Schulter wenigstens beim Zeichnen ein Schnippchen schlagen zu können.
In diesem Sinne wünsche ich viele entspannte, unkontrollierte Erfahrungen beim Zeichen.

Lügen oder Weglassen?

Warum es uns schwerfällt beim Skizzieren einfach loszulassen – auch dann, wenn wir es uns fest vorgenommen haben.

Mit der Ehrlichkeit ist es so eine Sache. Die Meisten von uns haben gelernt, ehrlich zu sein. Lügen ist bös, verwerflich, macht man nicht. Leider steht uns diese Haltung beim „Schnellen Skizzieren unterwegs“ immer wieder im Weg.
Ich nenne sie den Kontrolleur, der sich auf einer Schulter festkrallt und ständig seinen Kommentar abgibt: „Das stimmt aber nicht“, „das sieht nicht so aus“, „das ist   falsch“, „das ist zu dunkel, zu blau, völlig daneben…“ etc., was manchmal dazu führt, dass wir uns sagen: „Heute ist nicht mein Tag“… oder noch schlimmer: „Ich kann halt nicht zeichnen“.
Beim „Schnellen Skizzieren unterwegs“ geht es nicht ums Porträtieren der Menschen und bei den Übungen geht es schon gar nicht um die Erkennbarkeit. Trotzdem sehe ich immer wieder wie man sich im Kritzeln und Detail-zeichnen verliert. Mag der Kopf noch so klein sein, ein Gesicht muss noch hinein. Ist ja da!

   

   

Ehrlichkeit behindert. Ich will hier nicht zum Lügen aufrufen. Wir zeichnen nichts 615-544-4827 , was nicht da ist. Aber wir können Unwichtiges weglassen. Auf grosse Distanz sind Gesichter nicht erkennbar und sind trotzdem vorhanden. Wenn wir uns das zwischendurch in Erinnerung rufen fällt es leichter, auch im Nahbereich auf Details zu verzichten.
Einen Baum können wir unmöglich mit allen Blättern darstellen. Darum fassen wir ihn in seiner grossen Form zusammen. Vielleicht zeigen wir, ob es sich um einen Nadelbaum oder um einen Laubbaum handelt. Wen interessiert schon, ob dies nun genau DER Baum ist, den wir skizziert haben oder ein völlig anderer.
Beim Menschen könnte es gleich funktionieren, aber wir sind darauf abgerichtet, dass wir uns von einander unterscheiden können. Hans M. muss doch erkennbar sein. Wenn Hans M. aber ein Asiate ist, schweigt der Kontrolleur auf der Schulter und wir können problemlos nur die grobe Form zeichnen.
Einwand des Kontrolleurs: Ein Mensch bleibt ein Mensch mit bestimmten Proportionen. Egal ob Europäer, Asiate oder ein Mensch aus einem anderen Kontinent. Wenn die Arme zu lang , der Kopf zu gross, die Beine zu kurz sind, stimmt die Zeichnung nicht. Basta. Neu machen!
Was der Kontrolleur nicht weiss und wir beim Skizzieren auch immer wieder aus den Augen verlieren ist, dass unser Anliegen nicht die WAHRE Darstellung einer Situation ist und wir nicht fotografieren sondern eine Stimmung oder eine Situation erfassen wollen. Wir lügen nicht, wenn wir einen Baum nur als grobe Form darstellen, also lügen wir auch nicht, wenn wir eine Menschenansammlung wie eine Wagenladung Kohlköpfe darstellen.
Wir lassen einfach Unwichtiges weg.

Einwand des Kontrolleurs: Aber der Strich! Ein Körperteil ist nicht beliebig dick, lang, gebogen. Das muss stimmen!
Antwort wie oben.
Wir dürfen einen Arm nur grob darstellen. Bei der Ellenbogenbeuge knittert der Stoff. Wieviele Falten es sind, interessiert uns nicht. Wichtig ist die grobe Darstellung der Falten. Mit einem lebendigen Strich deuten wir Falten an und unterschlagen die genaue Anzahl. Dies ist WEGLASSEN nicht LÜGEN.

Wie bei Papageien gibt es ein Mittel Telephone Area 600 , um solche Schwätzer wie den Kontrolleuren auf der Schulter zum Schweigen zu bringen: Man hängt ihnen ein Tuch über den Käfig.
Mit dem Ausschalten des Kontrolleurs setzen wir uns in den Experimentiermodus:
Nichts ist wichtig. Wir geniessen die Freude am Zeichnen und arbeiten unbeschwert, hemmungslos und vor allem unkontrolliert drauflos. Danach legen wir die Arbeit beiseite, lassen sie liegen, bis die Erinnerung an die Situation etwas verblasst ist. Nach drei bis vier Tagen oder auch schon am nächsten Morgen, schauen wir sie wieder an.
Das Tuch auf dem Käfig vorher NICHT entfernen!
Der Kontrolleur hat nichts zu suchen, denn wir wollen uns an gelungenen Stellen erfreuen. Wir stellen fest, dass irgendwo eine gelbe Farbe vorhanden ist, die nicht geplant war, aber nun – aus der Distanz – ganz gut hinein passt. Details, die wir so nicht VOR-gesehen hatten, passen plötzlich ins Bild, obwohl sie so nicht vorhanden waren.

Nach ein paar Tagen hat der Kontrolleur keine Chance mehr sich zu äussern. Er war ja nicht dabei und kann nicht beurteilen, ob wir nun gelogen oder nur weggelassen haben.