Montag 12. Juni 2017:
Buchpräsentation
19:30 Uhr in der Buchhandlung zum Zytglogge s. auch Einladung
Du bist herzlich eingeladen, daran teilzunehmen
Holzschnitte zur bibliophilen
‚Gelmer‘-Ausgabe 2015
Buchformat 30 x 32.5 cm
Umfang 48 Seiten
Originalholzschnitte schwarzweiss ca. 17 x 17 cm
eingedruckt
Wie kommt ein Stadtmensch dazu, eine Geschichte zu schreiben, die vom Gelmersee handelt? Gibt es nicht bereits genug Sagen und Erzählungen über dieses Tal? Braucht es die vorliegende Geschichte von Gelmer wirklich auch noch? Die Antwort dazu ist einfach: Der Stadtmensch begab sich eines Tages auf eine Wanderung rund um den Gelmersee. Irgendwo unterwegs setzte sich Gelmer ins Gepäck und bestand darauf, dass seine Geschichte endlich aufgeschrieben wird. Es ist deshalb keine Frage der Notwendigkeit, sondern die des Zeitpunktes, wann die Geschichte Gelmers zum Leser kommt.
Hier ist sie also.
Peter Kummer
Im Dezember 2008
Seite 9
Auf einer Alp im Grimselmassiv steht eine kleine Hütte. Andi hat sie von seinem Grossvater geerbt und dieser hat sie wieder von seinem Grossvater geerbt. Wer sie gebaut hat und warum, weiss man nicht. Vielleicht war es ein Unterschlupf für den Schafhirten, der hier oben den Sommer verbrachte? Es sind ein paar zusammengetragene Steine, denen ein grosser Felsbrocken als Dach dient. Mehr ist es nicht. Schafe hat’s keine, dafür Felsen und Steine soviel man will. Touristen, die sich bei der Wanderung um das kleine Seelein hierher verirren, begreifen nicht, weshalb da eine Hütte steht. Es gibt keinen Grund, finden sie. Andi liebt diesen Ort. Er verbringt viel Zeit bei seiner Hütte. Wenn die Touristen am Abend endlich weg sind, herrscht hier nur Stille. Manchmal streifen ein paar Gämsen zwischen den Felsblöcken herum oder es wagt sich ein Murmeltier von der oberen Geröllhalde herunter zur Quelle neben der Hütte. Die Hütte besteht zwar nur aus einem Raum. Ein Bett, ein Tisch, zwei Stühle, ein Herd; mehr hat darin nicht Platz, doch es genügt. Meistens sitzt Andi ohnehin irgendwo draussen zwischen den Felsblöcken; gut geschützt vor dem Wind, der ständig vom See her bläst. „Schön ruhig hier, nicht?“ Andi kennt die Stimme. Er weiss zwar weder woher sie kommt, noch hat er jemals jemanden gesehen, dem sie gehören könnte. Er hört sie nur hier oben und darum zieht es ihn immer wieder an diesen Ort. Meistens ist es nur ein Satz, ein Gruss etwa wie „Hallo, auch wieder mal zu Gast?“ oder wenn er sich 03 zum Beispiel ärgert, weil ihm die Touristen das mühsam gesammelte Holz für ihre Grillfeuer gestohlen haben, tröstet ihn die Stimme: „Geduld, bald sind alle weg.“
Seite 10
Am Anfang glaubte Andi, sich getäuscht zu haben und vergass den Vorfall bald wieder. Mittlerweile weiss er jedoch, dass hier oben ein Wesen bewusst zu ihm Kontakt aufnimmt. Wie und weshalb hat Andi trotz grosser Aufmerksamkeit bisher nicht herausgefunden. Bis heute. Heute ist alles anders. Zur Stimme, die er hört erscheint vor seinem inneren Auge eine Gestalt. Er sieht deutlich ein Kind, ein Knabe in Bergarbeiterkleidung, so wie er sie von den Stollenbauern des nahen Kraftwerks kennt. Auf dem Helm flackert das Flämmchen der Karbidlampe. Der Kleine scheint eben noch in einem Stollen gearbeitet zu haben. Seine Ausrüstung, Gesicht und Hände sind mit Lehm beschmiert. Trotzdem macht er einen zufriedenen Eindruck. Er steht einfach da und guckt Andi lustig an.
‚Gelmer‘
Die Ausgabe vom April 2009 mit Farbillustrationen im Digitaldruck (20 x 20 cm) ist weiterhin zum Preis von CHF 20.- erhältlich: Bestellungen bitte über das Kontaktformular