Die Augen weiden lassen…

Neulich stand das Bundeshaus auf dem Programm der Urban Sketcher Bern, um am Tag der offenen Türe zwei volle Stunden durch das Bundeshaus zu schlendern, auf der Suche nach einem geeigneten Motiv.
Es standen zur Auswahl: Bögen, Durchblicke, Statuen, Aufgänge, Säulen! Ganz abgesehen vom Glanz der Einrichtung. Jedes einzelne Detail wäre eine Skizze Wert gewesen. Nach einer halben Stunde befand sich eine halbherzige Skizze vom Blick aus der Wandelhalle in die Berge im Skizzenbuch.

„Denk an das Manifest der Urban Sketcher: Wir bezeugen unsere Umwelt wahrhaftig.“ zwitscherte der Kontrolleur auf der Schulter fröhlich ins Ohr. „Das schaffst du nie! Wenn’s hoch kommt, vielleicht ein Detail, eine Palme mit Stuhl in der Wandelhalle. Ist ja auch schön…“
Es sollte aber keine Palme und auch kein Stuhl sein. Es musste „Das Bundeshaus“ sein.

Bei der Türe zum Bundesrat-Sitzungszimmer blitzte ein Kronleuchter hervor. „Warum nicht ein Kronleuchter, was meint der Kontrolleur dazu?“
„Versuch’s doch. Wieviele Birnen und Glasperlen hat er denn? abgesehen davon, wie du den Glanz aufs Papier bringen willst. Und denk daran: Wir zeichnen vor Ort, drinnen oder draußen, nach direkter Beobachtung!“
Diese inneren Gespräche kennen alle, die mit Block und Bleistift unterwegs sind. Sie kennen ihren persönlichen Kontrolleur bestens, verscheuchen ihn kurzfristig und, wenn sie glauben er sei weg, flüstert er ins andere Ohr: „So nicht, das stimmt jetzt gar nicht, das kannst du besser!“

Es gibt dagegen ein Rezept: Intuitives Zeichnen
Direkte Beobachtung heisst ja nicht, dass das Motiv so aussehen muss, wie es in Wirklichkeit vorhanden ist. Es kann auch bedeuten, dass ich ein Motiv so zeichne, wie ich es spüre, wie es mir mein Gefühl vermittelt.
Wenn ich also einen Blick in das Zimmer mit dem Kronleuchter werfe, versuche ich nicht, die Birnen auf dem Leuchter zu zählen. Ich überlege was mir an der Situation auffällt. Ich lasse meine Augen weiden:
– Eine riesige, verzierte Türe weist in das Zimmer.
– Es sind verzierte Sessel um einen Tisch angeordnet. Vom Tisch sehe ich nicht viel.
– Im Hintergrund sehe ich schwere Vorhänge, eine verzierte Uhr in einer Nische und Verzierungen an den Wänden.
– Die dominierenden Farben sind Rot und Braun und helle Lichter vom Leuchter und vom Fenster.
Ich beginne also mit dem Eingang und
– setze die Türe als Rahmen. Um die Höhe der Türe zu zeigen, verziehe ich sie in Richtung des Fluchtpunktes nach oben.
– Danach kommt das Hauptmotiv, der Leuchter, an die Reihe. Ich suche in all den Details eine grosse, äussere Form. Sie scheint mir etwas „birnenförmig“ und enthält viel kleine, herabhängende, „tropfenförmige“ Details. Ich zähle sie nicht.
– Im Hintergrund deute ich durch verschiedene Ecken die Wände mit den Fenstern und den schweren Vorhängen an.
– Dazwischen setze ich in einer Wand die Nische mit der Uhr.
Zum Schluss muss noch die Ortsbezeichnung aufs Blatt. Immerhin ist es das Sitzungszimmer vom Bundesrat.
Fertig!
Nach diesem Prinzip schlendere ich nun weiter durch das Parlamentsgebäude. Mein Blick ist nicht mehr auf Details fokussiert, sondern auf Situationen:
Die verwinkelten Treppen in der Eingangshalle stellen kein perspektivisches Problem mehr dar und die „Wächter“ bei den Treppenaufgängen sind einfach irgendwelche Statuen aus der Ferne gesehen. Nicht anders als die anwesenden BesucherInnen.

Im Nationalratssaal fallen das Wandgemälde, die Schweizerfahne, die im Halbrund angeordneten Sitze, so wie die Säulengalerie ins Auge

Unterwegs in die oberen Etagen trifft man auf riesige Statuen, die aus der Nähe kaum zu erfassen sind. Das macht aber nichts. Dem Fotografen half das Objektiv, mir hilft wieder einmal der Fluchtpunkt in der Senkrechten und schon sind auch diese drei Eidgenossen im Bild.

Das ging ja nun rasch und der Kontrolleur hat sich nicht ein einziges Mal gemeldet. Vielleicht war ich zu sehr mit meinem Gefühl für die Situation beschäftigt? Das Augen-weiden-lassen hat den Vorteil, dass die Informationen über die Augen kommen und nicht vom Gehirn gefiltert werden, sondern direkt über das „Bauchgefühl“ zur Hand weitergeleitet werden.

Apropos Bauchgefühl: Nach einer Stunde intuitivem Skizzieren kam zufällig das „Zeitungszimmer“ des Weges. Andernorts heisst dieses Cafeteria. Ein Unterschied besteht nicht, der Kaffee ist gut und zwei weitere Skizzen sind noch hinzugekommen.

Damit sind die zwei Stunden herum und, wenn gemäss Urban Sketcher Manifest die Umwelt nicht zu 100% wahrhaftig bezeugt wurde, hat der Besuch Spass gemacht. Ohne Fotoapparat.

Schnelles Skizzieren unterwegs bedeutet auch: Die Augen weiden lassen. 

Winterzeit ist Vorlesezeit, ist Bettmümpfelizeit

Es ist wieder Vorlesezeit, der Ideale Moment für die Bettmümpfeli von Hans und Jakob Bäbler.
Wer das Buch erst näher kennen lernen möchte, kann im neuen Newsletter jede Woche ein weiteres Kapitel daraus lesen. In diesem Newsletter werde ich von Zeit zu Zeit über geplante oder gerade erst durchgeführte Themen berichten.
Im Moment also zu den Bettmümpfeli:

Hans Bäbler schrieb im Vorwort zu seinen Bettmümpfeli genau, was und wen er damit erreichen wollte:
Zum besseren Verständnis

Megerlimuggi (der Vernünftige, der Besonnene) und Fritzli (der Spontane, der Unbekümmerte) vereinen Eigenschaften, wie sie jedes Kind selber kennt und lernen muss damit umzugehen. Manchmal ist es besser, wenn man etwas lässt, manchmal tut man es trotzdem und hat vielleicht Glück, dass es gut geht. Diesen Spannungsbogen auszuhalten ist für jedes Kind eine Herausforderung und macht deshalb die Geschichten von Megerlimuggi für sie so spannend. Gleiches gilt für die andere Geschichte, „dr Megerlomuggo z‘ Italie“, wo der Riese Gasparone an die Stelle von Fritzli tritt, aber die gleiche Rolle inne hat.
  In den Geschichten von Jakob Bäbler, mit dem Geschwisterpaar Megi und Müüsli, geht es auch um Abenteuer und Aufgaben die zu lösen sind. Der praktische, vielleicht etwas spontanere Megi ist aber auch immer wieder darauf angewiesen, dass er seine Schwester an der Seite hat, die für ihn die Situation überdenkt. Die Geschichten zeigen, dass die beiden Geschwister nur Probleme lösen können, wenn sie miteinander arbeiten.

Die Guetnachtgschichtli der Brüder Bäbler möchten aber vor allem zum Mitgestalten und Miterzählen einladen. Die kleinen Zuhörer sollen den Faden weiterspinnen können 615-544-4985 , bis zu dem Punkt, wo der/die Erzählende die Frage stellt: „Wer erzählt eigentlich die Geschichte, du oder ich?“.

Die Bettmümpfeli wurden von mir in den Glarner Dialekt übertragen, weil beide Brüder Glarner Lehrer waren und die Geschichten ihren Kindern, Enkeln oder Schülern auf Glarnerdeutsch erzählten. Sie lassen sich aber ganz einfach in jedem anderen Dialekt direkt ab Blatt erzählen. Für einige spezielle Glarnerausdrücke, welche vielleicht nicht in der gesamten Schweiz verständlich sind, habe ich am Ende des Buches ein Glossar eingebaut, in dem solche Ausdrücke erklärt werden.

Link für einen Inhaltsüberblick und weitere Angaben zum Buch
Link zu Peter Kummer Autillus Verein Kinder- und Jugendbuchschaffender Schweiz

Wie die Motten zum Licht…

„Schnelles Skizzieren unterwegs“ ging wieder einmal auf eine Tour durch die untere Altstadt.
Aufgabe war das Studium des Lichts. Wo trifft das Licht auf einen festen Untergrund? Wo wird es durch Bauteile abgedeckt? Was muss erfasst werden, damit die Stimmung dem Betrachter vermittelt wird?  und… Wie erfasse ich dies alles während des Spazierganges?
Die Teilnehmenden hatten jeweils ca. eine Viertelstunde Zeit, sich mit einem Ort auseinanderzusetzen, die wichtigsten „Notizen“ zu machen, dann ging’s zur nächsten Situation.

Dank der kühlen Witterung (gefühlte drei Grad) konnten sich alle jeweils ziemlich rasch von einem Motiv lösen und verfielen nicht dem Zwang 615-544-2468 , exakte Perspektiven zu konstruieren, sondern beschränkten sich tatsächlich auf das Studium des Lichts.
Nach der fünften Skizze standen wir „zufällig“ vor der Lesbar bei der Burgerbibliotheke, welche Platz für alle hatte, geheizt und bis um 21:00 Uhr geöffnet war.
Hier wurden im Anschluss bei Bier, Kaffee, und warmer Schokolade, die Notizen überarbeitet.
Es ist jeden Donnerstagabend schön zu sehen, wie die Teilnehmenden nach anfänglich verkrampften  Versuchen „das muss doch jetzt einmal gut werden…“  warm und locker werden. Wie sie sich auf eine Situation einlassen, ihre persönliche Empfindung aufs Papier bringen und sich ins Zeichnen vertiefen können.
Zeichnen als Entspannung, zur Freude am eigenen Tun, ohne Druck, einfach so, wie’s heute gerade geht.

Die “Autorität“ auf der Schulter…

Thema: Herbstfarben, Texte, Landschaft
Inhalt: Der Friedhof, ein Ort der Ruhe und des Loslassens. Ideal um sich zu finden.

Die Möglichkeit war gegeben, sich durch die wunderbaren Wortkombinationen von “Mes:arts“ (https://mesarts.ch/zeitloslassen2019.html) im Schosshalden Friedhof inspirieren zu lassen und sie – solange es das Tageslicht zuliess – mit den Herbstfarben zu kombinieren.

Die Durchsicht meines Skizzenblocks zeigt mir aber 615-544-7289 , dass das Hauptthema des gestrigen Abends wieder einmal die Perspektive war und nicht die einzigartige Stimmung. Darum kommentiere ich ein paar Skizzen, die bei den diversen Gesprächen entstanden sind:

Ausgangsbeispiel war der Schriftzug gleich beim Eingang. Ich benützte ihn, um darauf hinzuweisen, dass es genüge, nur den Schriftzug mit den Bäumen zu skizzieren – und nicht die ganze Umgebung auch noch. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass dadurch der Abend durch das Thema Perspektive besetzt werden würde.
Meine Vorstellung war, wie beim Beispiel “TOR“, dass die Tiefe und der Weg, der dorthin führt, mit den Buchstaben eine reizvolle Skizze geben könnten. Oder die fein strukturierten Birken, mit den orangen Herbstbäumen im Hintergrund, einen interessanten Kontrast ergeben.
Schnelles Skizzieren will in wenigen Strichen einen ersten Eindruck, eine Bildidee festhalten. Alles andere kommt danach, später, zu Hause oder im Hotel, aber in Musse.

Der Begriff “Schnelles Skizzieren unterwegs“ wird oft verwechselt mit “urban sketching“. Wir wollen eben gerade nicht dokumentarisch zeigen, wie die Wirklichkeit ist. Schnelles Skizzieren ist ein Hilfsmittel, um sich an eine persönlich erlebte Situation zu erinnern. Ob daraus später ein Bild entsteht, spielt keine Rolle. Durch die zeichnerische Auseinandersetzung entsteht an Stelle eines Erinnerungsfotos in jedem Betrachter ein ganz persönliches Bild. Jedes sucht sich nach eigenem Empfinden ein Motiv aus und hält es so fest wie er/sie es kann. Dabei sollte die Perspektive nicht den Abend verderben!
Interessanter weise kam beim abschliessenden Zusammensitzen  noch einmal das Thema Perspektive auf.
An der Frage, wie die Tafelrunde “richtig“ perspektivisch festgehalten werden müsste, entstand eine Diskussion über Frontalansicht, Profil- und Halbprofilansichten und, wie solches umzusetzen wäre. Mein Vorschlag (s. nebenan) wurde als Ausweichmanöver kritisiert, weil keine richtige Perspektive.

Man hätte von mir einen Exkurs zur realistischen Darstellung einer Tafelrunde aus der Sicht eines anwesenden Teilnehmers gewünscht.
Der “Autorität“ auf der Schulter hatte sich wieder einmal mit seiner Forderung nach Kontrolle der richtigen Darstellung durchgesetzt.

Schnelles Skizzieren hat nicht den Anspruch auf objektive Richtigkeit, sondern will die subjektive Empfindung einer Situation ausdrücken. Dazu muss man aber seine momentane Empfindung zulassen. Das ist für die meisten sehr ungewohnt und wird im Alltag meistens nicht gewünscht. Umso mehr ist es befreiend, dem Kontrolleur auf der Schulter wenigstens beim Zeichnen ein Schnippchen schlagen zu können.
In diesem Sinne wünsche ich viele entspannte, unkontrollierte Erfahrungen beim Zeichen.

Lügen oder Weglassen?

Warum es uns schwerfällt beim Skizzieren einfach loszulassen – auch dann, wenn wir es uns fest vorgenommen haben.

Mit der Ehrlichkeit ist es so eine Sache. Die Meisten von uns haben gelernt, ehrlich zu sein. Lügen ist bös, verwerflich, macht man nicht. Leider steht uns diese Haltung beim „Schnellen Skizzieren unterwegs“ immer wieder im Weg.
Ich nenne sie den Kontrolleur, der sich auf einer Schulter festkrallt und ständig seinen Kommentar abgibt: „Das stimmt aber nicht“, „das sieht nicht so aus“, „das ist   falsch“, „das ist zu dunkel, zu blau, völlig daneben…“ etc., was manchmal dazu führt, dass wir uns sagen: „Heute ist nicht mein Tag“… oder noch schlimmer: „Ich kann halt nicht zeichnen“.
Beim „Schnellen Skizzieren unterwegs“ geht es nicht ums Porträtieren der Menschen und bei den Übungen geht es schon gar nicht um die Erkennbarkeit. Trotzdem sehe ich immer wieder wie man sich im Kritzeln und Detail-zeichnen verliert. Mag der Kopf noch so klein sein, ein Gesicht muss noch hinein. Ist ja da!

   

   

Ehrlichkeit behindert. Ich will hier nicht zum Lügen aufrufen. Wir zeichnen nichts 615-544-4827 , was nicht da ist. Aber wir können Unwichtiges weglassen. Auf grosse Distanz sind Gesichter nicht erkennbar und sind trotzdem vorhanden. Wenn wir uns das zwischendurch in Erinnerung rufen fällt es leichter, auch im Nahbereich auf Details zu verzichten.
Einen Baum können wir unmöglich mit allen Blättern darstellen. Darum fassen wir ihn in seiner grossen Form zusammen. Vielleicht zeigen wir, ob es sich um einen Nadelbaum oder um einen Laubbaum handelt. Wen interessiert schon, ob dies nun genau DER Baum ist, den wir skizziert haben oder ein völlig anderer.
Beim Menschen könnte es gleich funktionieren, aber wir sind darauf abgerichtet, dass wir uns von einander unterscheiden können. Hans M. muss doch erkennbar sein. Wenn Hans M. aber ein Asiate ist, schweigt der Kontrolleur auf der Schulter und wir können problemlos nur die grobe Form zeichnen.
Einwand des Kontrolleurs: Ein Mensch bleibt ein Mensch mit bestimmten Proportionen. Egal ob Europäer, Asiate oder ein Mensch aus einem anderen Kontinent. Wenn die Arme zu lang , der Kopf zu gross, die Beine zu kurz sind, stimmt die Zeichnung nicht. Basta. Neu machen!
Was der Kontrolleur nicht weiss und wir beim Skizzieren auch immer wieder aus den Augen verlieren ist, dass unser Anliegen nicht die WAHRE Darstellung einer Situation ist und wir nicht fotografieren sondern eine Stimmung oder eine Situation erfassen wollen. Wir lügen nicht, wenn wir einen Baum nur als grobe Form darstellen, also lügen wir auch nicht, wenn wir eine Menschenansammlung wie eine Wagenladung Kohlköpfe darstellen.
Wir lassen einfach Unwichtiges weg.

Einwand des Kontrolleurs: Aber der Strich! Ein Körperteil ist nicht beliebig dick, lang, gebogen. Das muss stimmen!
Antwort wie oben.
Wir dürfen einen Arm nur grob darstellen. Bei der Ellenbogenbeuge knittert der Stoff. Wieviele Falten es sind, interessiert uns nicht. Wichtig ist die grobe Darstellung der Falten. Mit einem lebendigen Strich deuten wir Falten an und unterschlagen die genaue Anzahl. Dies ist WEGLASSEN nicht LÜGEN.

Wie bei Papageien gibt es ein Mittel Telephone Area 600 , um solche Schwätzer wie den Kontrolleuren auf der Schulter zum Schweigen zu bringen: Man hängt ihnen ein Tuch über den Käfig.
Mit dem Ausschalten des Kontrolleurs setzen wir uns in den Experimentiermodus:
Nichts ist wichtig. Wir geniessen die Freude am Zeichnen und arbeiten unbeschwert, hemmungslos und vor allem unkontrolliert drauflos. Danach legen wir die Arbeit beiseite, lassen sie liegen, bis die Erinnerung an die Situation etwas verblasst ist. Nach drei bis vier Tagen oder auch schon am nächsten Morgen, schauen wir sie wieder an.
Das Tuch auf dem Käfig vorher NICHT entfernen!
Der Kontrolleur hat nichts zu suchen, denn wir wollen uns an gelungenen Stellen erfreuen. Wir stellen fest, dass irgendwo eine gelbe Farbe vorhanden ist, die nicht geplant war, aber nun – aus der Distanz – ganz gut hinein passt. Details, die wir so nicht VOR-gesehen hatten, passen plötzlich ins Bild, obwohl sie so nicht vorhanden waren.

Nach ein paar Tagen hat der Kontrolleur keine Chance mehr sich zu äussern. Er war ja nicht dabei und kann nicht beurteilen, ob wir nun gelogen oder nur weggelassen haben.


 

Neulich auf dem Weg zur Lobhornhütte…

Angaben im Internet zur Lobhornhütte vom 20.5. 2019
Zustieg ab Sulwald: 

Dauer: 1.5 h ab Sulwald (Isenfluh – Sulwald mit der Seilbahn); T2 begehbar.  Die Verhältnisse verbessern sich von Tag zu Tag. Hat aber für diese Jahreszeit noch sehr viel Schnee. Gerade die Wege von der Hütte weg sind noch nicht begehbar.
Im Moment empfiehlt es sich, mit gutem Schuhwerk und Stöcken hoch zu wandern 🙂

Situation am 4.Juni 2019
Inzwischen waren ein paar Sonnenstrahlen angekommen und die Wege bis zur Hütte gut begehbar. Das hiess, statt der Stöcke, Bleistift, Block und Farben einpacken.
Ziel: Unterwegs bei Gelegenheit eine, zwei, drei… Skizzen zu machen, aber die Wanderzeit nicht wesentlich zu verlängern. Somit pro Bleistiftskizze nicht mehr als 3-5 Minuten aufwenden.

Die erste Skizze entstand bei der Talstation in Isenfluh. 10 Minuten Wartezeit. Die Skizze noch überladen und verkrampft.
Unterwegs lockerte sich der Strich. Bis zur Hütte 615-544-7338 , konnte die Wanderzeit mit Total 1.5 Std problemlos inkl. Skizzen eingehalten werden. Der Trick war, statt dem Sommerweg über die Alp zu folgen, nahm ich den Schneeschuhtrail, welcher zwar kürzer, aber steiler ist. Der Bergfrühling entschädigte mich für die Zusatzanstrengung mit (kitschigen) Mot iven.
In der Hütte testete ich erste Kolorierungen mit vermalbarer Wachskreide.
Diese wurden zu grell, weshalb ich mich danach eher auf den Haslikuchen konzentrierte.
Der Rückweg führte danach über die Alp nach Sulwald und von der Bergstation über den steilen Weg nach Isenfluh hinunter.

Total entstanden 14 Skizzen, welche zu Hause noch koloriert wurden.
Als Anschauungsmaterial für den Kurs „Schnelles Skizzieren unterwegs“ fotografierte ich zusätzlich jeden Ausschnitt (–> s. Bild 1 – 14).

Fragen und Antworten zum MB 16_19

MB 16_19
Bei den vielen Teilnehmenden gestern war es mir nicht möglich, für alle noch einmal die aufgetauchten ‚Probleme‘ zu besprechen. Da ich jedoch viele erklärende Skizzen machte, bringe ich darum hier kurz einen weiteren Frage- u. Antwort-Bericht, in der Hoffnung, euch das schnelle Skizzieren damit (noch) näher zu bringen, resp. beliebt zu machen.

Fragen, die gestern im Laufe des Abends auftauchten

Frage: Wie kann ich in dem (konstruierten) Raster der Fassade zeigen, dass es sich um verschiedene Materialien (Glas und Metall) handelt?
Antwort: Die Fassade ‚lebt‘ vom Kontrast hell und Dunkel. Dies kann betont werden. Glas spiegelt und zeigt deshalb keine kompakte Fläche. Deshalb nur ein paar Flecken antönen, die den Himmel spiegeln. Gleiches auch im Glas des Autos.

Frage: Jetzt habe ich keinen Platz mehr für das Haus über der Glasfassade. Das sieht nun langweilig aus und zeigt ein völlig anderes Haus.
Antwort: Spontan sehe ich zwei Möglichkeiten
1. Du deutest auf der rechten Seite 615-544-2308 , wo’s noch Raum hat, die Fortsetzung der Fassade im oberen Bereich an oder

2. Du machst aus der best. Skizze eine Übung zur Bildtiefe. D.h. zeichne die Tafel im Vordergrund sehr gross, dahinter das Auto kleiner und deute die Fassade nur mit den Konstruktionslinien an.
NB. Diese Konstruktionslinien dürfen durchaus gebogen sein und nicht mit dem Lineal gezogen. Das wirkt lebendiger und stimmt auch nicht schlechter als falsch gezogene gerade Linien 🙂

NB. Die helle Linie unter dem Auto trennt Hintergrund und Schatten des Autos.

 

 

 

 

 


Frage
zu Durchblicken: Ich wollte nur den Durchblick durch die Arkaden des Kornhauses / den Durchblick mit der Reklamesäule zeichnen, aber es wirkt fad.

Antwort: Zeige entweder deine gewollte Aussage indem du darauf fokussierst – mit Farbe oder indem du ein Detail herausarbeitest  und (die Reklamesäule) in den Vordergrund nimmst.

 

 

 

Frage: Ich wollte nur die schöne Form der Lampe zeigen, aber sie wirkt verloren
Antwort: Wie oben, zeige die Lampe gross, mit wenig Umgebung. Rücke sie in den Mittelpunkt.

 

 

Frage: Ich habe eine Lampe unter den Arkaden gezeichnet, aber sie wirkt nicht richtig gut.

 

 

 

Antwort: Übertreibe die Perspektive in der Höhe, so dass die Lampe dynamischer wirkt. Nimm den Fluchtpunkt am Ort der Aufhängung (s. rote Linien)

Und zum Abschluss noch einmal die Sache mit den Menschen in der Zentralperspektive (an einer Wäscheleine aufgehängte Karotten):
Die Köpfe der Menschen befinden sich, wenn sie stehen, praktisch alle auf einer Linie – der Augenhöhe. Wenn sie sitzen, etwas tiefer. Entfernte Menschen sind dabei kürzer/kleiner, nahe Menschen können riesig werden, aber trotzdem bleibt ihr Kopf auf deiner Augenhöhe (Ausnahme bei Menschen, die wirklich riesig sind und zu denen du aufschauen musst).

 

 

Fragen und Antworten zum Merkblatt MB 14_19

Fragen, die gestern im Laufe des Abends auftauchten
Frage:
Ich meinte, man müsse, die Skizzen in schwarz weiss machen. Nun malen aber doch die meisten mit Farbe. Habe ich etwas falsch verstanden?
Antwort: Nein, gedacht war tatsächlich, die Skizzen mit schwarz zu akzentuieren. Als ich aber ins ‚Atelier‘ hinunter kam, hatten die meisten (wie immer) mit Aquarell begonnen. Der Fehler liegt bei mir. Ich hätte früher eingreifen müssen. Farbig können auch Akzente gesetzt werden, aber das ist etwas schwieriger, als nur mit schwarzer Tinte/Tusche.

Frage: Wie viel Zeit steht mir für eine schnelle Skizze zur Verfügung?
Antwort: 10 Minuten um dich zurechtzufinden, wo du dich aufhältst (Z.B. zum ersten Mal auf der Dachterrasse beim Manor) und zu spüren, was dich anspricht –> Motiv finden.
10 Sekunden um die Briefmarke (Kompositionsstudie) zu machen. 1 Minute für die schnelle Skizze.
Total 11 Minuten und 10 Sekunden. Länger bleibt auch eine Gruppe nicht am selben Ort stehen.
Zu Hause, im Hotel oder Atelier hast du danach beliebig Zeit zum Ausarbeiten.

Frage: Muss ich die Briefmarke für jede Skizze machen?
Antwort: Ja. Sie hilft dir, alles wegzulassen, was dich nicht interessiert.

Frage: Wie weiss ich 615-544-5277 , was ich weglassen darf?
Antwort: Mach einen Test. Schaue dein Motiv zehn Minuten lang an, dreh dich um und zeichne es aus der Erinnerung. Was du noch weisst, hat dich wirklich interessiert. Den Rest kannst du weglassen.

Frage: Es heisst, beim Aquarellieren solle man viel Weiss stehen lassen, weil dies das Licht darstellt. Was kann ich tun, wenn ich zu viel dunkle Akzente gesetzt habe?
Antwort: Du kannst mit einem weissen Gel-Stift oder mit einer Pigmentkreide (von Caran d‘ Ache) Glanzlichter wieder aufsetzen. (PS die Gewitterstimmung ist bewusst dunkel gehalten).

Frage: Was mache ich falsch, wenn meine Aquarelle fad und flach wirken?
Antwort: Nichts. Du bist einfach noch nicht fertig. Für den nächsten Schritt nach der ersten Untermalung braucht es etwas Mut. Die Untermalung ist meist noch unverbindlich.Wenn du beginnst, Akzente zu setzen, triffst du Entscheidungen, die du ev. nicht vorher sehen kannst.
Mit jeder ‚falschen‘ Entscheidung machst du aber wieder eine neue Erfahrung u.s.w.

Dr Megerlomuggo z Italie und d Gschicht vum goldige Oschterei

Bettmümpfeli – Guetnachtgschichtli uf Glarnertüütsch
ISBN 978-3-906064-96-3 in jeder Buchhandlung oder signiert
über https://www.pekkele.ch/le-soleil-pleure-ses-lunes-noires/

(Die Bettmümpfeli können in jedem anderen Dialekt vorgelesen oder erzählt werden.)
Osterferien, Ostern, Ostereier. Wenn  Kinder und Enkelkinder ihr Osternest gefunden und verfuttert haben, in ihrer Spiellust reduziert herummüden, dann ist  die richtige Zeit gekommen, ihnen das Abenteuer zu erzählen, wie der Megerlimuggi nach Italien zog, um dem Osterhasen das goldene Osterei zurückzubringen.

Natürlich kann er das nicht, ohne seinen Freund tun, dem Riesen Gasparone. Zusammen stellen sie sich den Gefahren und Verwirrungen, die vom Zauberer Malposi und seinem Helfer 615-544-3278 , dem Gespenst Gasparone, ausgehen.
Sicher habt ihr gemerkt, dass der Riese und das Gespenst gleich heissen?
Wenn das nur gut geht…

Hans Bäbler schreibt in seinem Vorwort „zum besseren Verständnis“:
Meine Geschichten wollen die kleinen Zuhörer (da sind die -innen eingeschlossen) in ihre eigene Kinderwelt entführen. In eine Welt, die voller Wünsche ist, in eine Welt, in der alles möglich ist, wenn man nur fest daran glaubt.
Meine Geschichten möchten Spannungen lösen, an das anknüpfen, was die kleinen Zuhörer im Moment besonders beschäftigt. Meine Geschichten möchten aber auch zum Mitgestalten und Miterzählen anregen.
Und so begleitet ein Wunsch diese kleine Sammlung: Dass es mir doch alle Mütter und Väter und Onkel und Tanten gleichtun; sich hinsetzen, Erlebnisse oder Sorgen der kleinen Zuhörer aufnehmen, sie zum Ausgangspunkt ihrer Geschichte machen und … einfach mit Erzählen anfangen.

Hans Bäbler, Glarus, 23. März 1997